Eigentlich war für diesen Sommer der Süden Bosniens mit meiner Tochter, meinem Hund Max und als Reisebegleiter Melli und Markus mit ihrem Mercedes LA 911 geplant. Der schöne Mercedes wurde allerdings leider vom reparierenden Mechaniker bei einer Testfahrt in die Leitplanke gesetzt wurde. Schade Marmelade.
Nun also hieß es, 2 Wochen vor Abreise, einen neuen Plan zu finden. Nach kurzen Überlegungen und Telefonaten mit zwei Freunden stand fest: dieses Jahr geht’s nach Schweden (zu diesem Zeitpunkt war Dänemark noch gar nicht eingeplant).
Kurzum mit TT-Lines telefoniert, satte 35% Rabat für das Fährticket rausgeschlagen und beide Überfahrten über Nacht mit Flexi-Tarif gebucht.
Die Hinfahrt führte uns über über 3 Etappen entspannt nach Rostock – maximale Fahrleistung pro Tag betrug ca. 250 Kilometer.
Kurz nach dem Altmühltal machten wir Halt auf einem öffentlichen Parkplatz. Nach der Gassi Runde mit Max verabschiedeten wir uns in eine fußläufig 5 Minuten entfernte Pizzeria, die ihren Ruf auch wirklich verdient hat.
Nach einer ruhigen Nacht ging es weiter Richtung Jena, meist über Landstraßen. Wir übernachteten auf einem Campingplatz, der sehr angenehm und ruhig betrieben und gehalten wurde.
Immer vom schlechten Wetter verfolgt und den Fährtermin im Auge behaltend reisten wir am nächsten Vormittag gemütlich nach dem Frühstück und Dusche ab, um am Abend dem Ziel Rostock ein wenig näher zu kommen. Unglaublich wie sich die knapp 1000 Kilometer durch Deutschland ziehen.
Auch hier haben wir die Fahrt über die Landstraßen genossen und schlussendlich einen wunderschönen Campingplatz am Rande eines Sees gefunden – einzig das Restaurant war eine Katastrophe.
Nur noch 130 Kilometer von Rostock entfernt nahmen wir den Rest sportlich gegen 12:00 nach dem Frühstück in Angriff um gegen 15:30 das Fährcenter in Rostock zu erreichen.
Also direkt zum Schalter vorgefahren (ich bin noch nie mit der Fähre nach Schweden gefahren), geparkt und das Gebäude betretend begrüßte mich ein Norddeutscher hinter dem Schalter mit einem „Moin“ – ich mag die Art.
Nach einem kurzen Plausch wegen dem Boarding fragte er mich, ob der Unimog da draußen meiner sei und nach meinem „ja“ kam – „geiles Teil, sehr geiles Teil!“
Was soll ich mehr sagen bzw. schreiben, es war alles klar zwischen uns. Und nach meiner Frage, wo man die restliche Zeit bis zur Abfahrt um 23:00 Uhr gemütlich verbleiben könnte nannte er mir einen Parkplatz am Ostseeufer, an dem er auch schon früher laut seiner Aussage Nachts zum Austausch von Körperflüssigkeiten war (Originalton, eingekürzt).
Der Platz war gut besucht aber bot uns die Gelegenheit, was zu spielen, mit Max spazieren zu gehen und die Zeit bis zur Abfahrt zu überbrücken. Nach einem ausgiebigen Abendessen in einem der einschlägigen Burger-Restaurants dieser Welt sind wir zum Fährhafen gefahren.
Alles sehr spannend und super durchorganisiert inklusive Fahrspur-Einweisung, was einen Münchner T-wasweißich VW Bus nicht vom Überholen auf selbiger abhielt, nur um sich für einen Platz vor mir auf der Fähre einzureihen. Joah, macht Sinn und kann man machen – Deutschland, ich werde Dich vermissen.
Überfahrt – alles entspannt bis auf Max. Er hat schlichtweg vor allem Neuen Angst und es waren zu viele Leute, zu viele Geräusche etc. für ihn. Es war ein mittleres Drama mit meinem jungen Freund, bis wir auf dem Deck in der richtigen Kabine waren. Ab da alles entspannt. Wasserschüssel hingestellt und er wusste, ok (oder auch Mist), wir bleiben erstmal da.
Die Kabine war geräumig, das Bad ein Hammer – größer als unseres daheim. Hätte ich das gewusst, hätten wir auf der Fähre geduscht. Zeit hatten wir ja. Und nach einem kurzen Blick zu meiner Tochter nach dem Hinlegen auf ihrer eigenen Klappbettpritsche war klar, dass sie mit mir auf meiner 100x200cm Bettseite schlafen wollte. Hmm, kuschlig und sehr entspannend, je nachdem aus welcher Sicht man es sah.
Am nächsten Morgen erreichten wir Trelleborg pünktlich um 6:00 Uhr. Also ab in den Unimog ein paar Etagen tiefer und raus aus der Fähre. Zu meiner persönlichen Freude musste der Münchner VW Bus sich hinter mir einreihen. Den Fährhafen verlassend bogen wir rechts auf die Küstenstraße in Richtung Löderup ab, um dem Verkehr zu entgehen.
Eine wirklich schöne Erfahrung war gleich zu Beginn in Schweden, wie entspannt und ruhig hier Auto gefahren wird. Ich genoss die Aussicht, suchte eine Möglichkeit mit Max spazieren zu gehen, während meine Tochter im Fahrerhaus weiter schlief.
Im Löderup Strandbad angekommen machten wir uns auf die Suche nach einem schönen Stellplatz, auf dem wir die ersten 3 Tage verbringen wollten – quasi zum Ankommen.
Es war ein sehr schöner Campingplatz mit vielen netten Leuten. Hier schlossen wir auch gleich Freundschaft mit Dennis und Finn. Dennis, ebenso getrennt lebend wie ich, war mit seinem Sohn Finn in einem Jimny samt Dachzelt unterwegs.
Nach 3 Tagen verließen uns die beiden Richtung Heimweg und wir machten uns auf nach Ales Stenar, eine der größten erhaltenen Schiffssetzungen in Skandinavien.
Wie zu erwarten war dieser Platz gut besucht und dennoch bot sich die Gelegenheit für schöne Fotos. Und die Schiffsetzung hatte etwas wirklich Magisches.
Weiter ging’s Richtung Öland. Ich habe viel darüber auf der eigens für die Insel eingerichteten Webseite (https://de.oland.se/) gelesen. Wir überquerten die Ölandbrücke, die Kalmar auf dem schwedischen Festland mit Färjestaden auf der Insel Öland im Osten verbindet.
Öland selbst ist geprägt von Windmühlen. Uns zog es entlang der Süd-West Küste in Richtung des südlichsten Punktes, dem Leuchtturm.
Ich stellte immer wieder fest, wie ruhig und entspannt die Schweden sind, egal ob beim Autofahren, Einkaufen oder beim Besuch irgendwelcher Sehenswürdigkeiten. Das begleitete mich neben der Natur und den vielen Wäldern permanent und wurde bis zum Schluss unserer Reise kein einziges Mal getrübt.
Ein wirklich krasser Gegensatz zu unserem hektischen Leben daheim.
Weiter ging es Richtung Norden. Auf dem Weg fanden wir ca. 30 Kilometer Vimmerby einen der wunderschönen öffentlichen Stellplätzen. Hier brauchte es keine der einschlägigen Apps dafür – in der Mitte der Straße stand ein großes Schild „Naturcamping“ nach links zeigend.
Also abbiegen und wohlfühlen.
Nach unserem erholsamen Aufenthalt dort fuhren wir weiter nach Vimmerby, Ort der Astrid Lindgens Welt und Heimat von Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Ronja Räubertochter und mehr. Dies hatte ich mir als Überraschung für meine Tochter ausgedacht. Sie wusste bis zum Startzeitpunkt nichts davon und ab Bekanntgabe war sie nicht mehr auf dem Beifahrersitz zu halten.
Unterwegs haben wir noch einen Tankstopp eingelegt und wie bisher immer über gute Straßen entlang von Wäldern unser Ziel erreicht.
Dort angekommen sahen wir noch einen anderen Altmetallfahrer, was jedoch meine Tochter nicht sonderlich interessierte. Hier war nur der Fokus auf „wo geht’s endlich rein“.
Eingang gefunden, kurz abgebogen in den ersten Souvenir Shop und schon war sie mit Rucksack, Puppe, Tasse und Malbuch ausstaffiert.
Eines hat mich sehr positiv überrascht: alles war hier für die Kinder liebevoll gemacht. Es gab Freilichttheater zu jedem Thema, egal ob Pippi, Karlsson oder Ronja. Und das im Stundentakt. Klar lebte Astrid Lindgrens Welt vom Tourismus, zu 70% waren aber die Kinder im Fokus. Meine Tochter und ich liefen weit aufgerissenen Augen und Mund durch die Gegend und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.
Wir hätten hier mindestens 2 Tage verbringen können. Für den Anfang waren knapp 4 Stunden genug, da Max im Auto blieb und es warm war.
Ein Freund hatte mir einen Stellplatz Nähe Jönköping empfohlen, zu dem wir uns nach Astrid’s Flash aufmachten. Wie immer über Landstraßen, die mal ein- oder zweispurig waren, fuhren wir entspannt zu diesem Platz.
Dort angekommen – und man glaubt es nicht – sahen wir ein FFB Kennzeichen. Generell haben wir nur ganz wenige Bayern in Schweden getroffen, sicher bedingt durch die lange Anreise, die auch wir hinter uns hatten.
Es waren unglaublich nette Leute. Eine Mutter mit ihren zwei Söhnen und deren Großeltern. Die Kinder haben sich von Anfang an super verstanden, wir getrennt-lebende Eltern auch und die Großeltern waren ebenso supercool. Also, hat gepasst.
Am zweiten Tag mieteten wir uns ein Kanu und paddelten rund um den See und den dazwischen liegenden kleinen Inseln. Allerdings hatten wir auf dem Rückweg nicht mit Gegenwind gerechnet was zum Erfolg hatte, dass wir rund eine Stunde entlang am Seeufer zurück paddeln mussten. Was für eine Gaudi, aber es war lustig.
Wir blieben dort 3 Tage, einen Tag länger als geplant da die Mutter der zwei Söhne ihren 40igsten hatte und die Kids sich eh so super verstanden.
Eigentlich wollten wir noch entlang des Vättern Sees fahren aber es wurde langsam kalt, sowohl in der Nacht als auch am Tag. Und da wir nicht die Standheizung einschalten wollten entschlossen wir uns, aufzubrechen. Wohin war noch nicht klar aber irgendwohin, wo es wärmer war.
Ein Freund von mir war bereits in Dänemark auf der Insel Möhn eineinhalb Wochen zuvor und hat uns schöne Bilder geschickt.
Wetterbericht und Entfernungen gecheckt, Rückfahrt Trelleborg – Rostock storniert und auf ging’s Richtung Dänemark über Malmö und der Öresundbrücke.
Um Kilometer zu machen sind wir an dem Tag viel Autobahn gefahren, um einigermaßen in die Richtung zu kommen. 350 Kilometer am Stück sind dann mit Hunde-Kind-Eis-Pausen schon zeitaufwändig und entsprechen ca. 7 Stunden Gesamtfahrzeit.
Aber egal, die Reise war es Wert, die Entfernung Richtung Trelleborg ähnlich und das schlechte Wetter saß uns wieder im Genick.
Wie immer mit viel Spaß und einem Burger-Restaurant Besuch lassen sich solche Entfernungen schon meistern und Schwupps, waren wir am Abend gegen 20:30 auf dem Camp angekommen und wurden sehr freundlich empfangen.
Wir genossen dort absolut die ruhige Zeit – ich brauche immer nach einem Fahrtag mindestens einen Ruhetag.
Es war sehr schön dort, wir haben einmal mehr nette Leute kennen gelernt und ließen Seele und Füße baumeln.
So, jetzt, Mist, die Rückfahrt stand bevor. Wie immer mag man nicht heim. Aber gut, dann los.
Gemütlich haben wir bereits am Vorabend das Auto größtenteils gepackt und da die Fähre von Rödby nach Fehmarn erst um 17:00 Uhr ging, konnten wir noch fast einen ganzen Tag auf dem schönen Campingplatz genießen.
Angekommen in Hektik-Deutschland wurden wir freundlicherweise kurz nach Verlassen der Fähre wir von einem Audi A-wasweissich angehupt und überholt. Welcome back.
Am Abend haben wir dann in Fehmarn eine wieder mal gute Pizza gegessen und sind gemütlich auf einem Stellplatz eingeschlafen.
Nächster, und auch letzter Stopp, war dann in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber bei einer Brauerei, die einen guten und gemütlichen Gasthof mit hervorragender fränkischer Küche hatte.
Ausgeschlafen haben wir dann die letzten Kilometer in Angriff genommen um gegen 15:00 Uhr die Heimat zu erreichen.
Was für ein schöner Trip.