Bosnien-Herzegowina – ich habe viel darüber gelesen und viel von Freunden und Bekannten erzählt bekommen, bin aber selber davor noch nie da gewesen.
Dieses Jahr war es dann soweit für Bosnien-Herzegowina (kurz BiH genannt, wird sonst zu kompliziert für den weiteren Text). Aufgrund von privaten Problemen war letztes Jahr nicht an Urlaub zu denken.
Und alles war neu für uns: alleine mit meiner Tochter unterwegs zu sein, Max, mein griechischer Begleiter auf seiner ersten großen Tour (abgesehen vom Griechenland-Import) und ein neues Land. Wow, ich war gespannt.
Also habe ich Literatur gelesen, Landkarten studiert und mich von Bekannten inspirieren lassen.
Meine Tochter war bereits in Kroatien, von daher ging für Max und mich die Anreise alleine los mit dem Ziel, meine Tochter in Österreich einzusammeln. Aber wie so oft kam alles anders.
Los ging’s einigermaßen pünktlich von daheim weg und nach 3 KM auf dem Weg zur Tankstelle stellte ich fest, dass irgendwas an meinem Hund fehlt. Es war das Halsband samt Leine. An sich nichts Ungewöhnliches im Alltag aber für den Urlaub unabdingbar. Also nochmal zurück, die Nachbarn machten so ihre Witze und dann aber endlich los.
Der Zwischenstopp, wie so oft, geschah in Österreich bei Freunden im Mölltal. Genau die richtige Distanz, um sich auf den Urlaub vorzufreuen. Hierher sollte auch meine Tochter kommen, was aber aus verschiedenen Gründen nicht stattfand. Nach einem Tag Pause bei meinen Freunden sammelte ich meine Tochter dann in der Nähe von Ljubljana ein. Kind und Gepäck im Auto untergebracht, Parkplatz gesucht und eine Runde am Spätnachmittag mit Hund und Kind gedreht.
Wir hatten uns mit Freunden aus dem Burgenland unterhalb von Zagreb an der Kupa verabredet, die wir 2 Tage später dort getroffen haben. Eigentlich hatten wir geplant, zusammen nach BiH zu fahren. Aufgrund von „Missverständnissen“ wurde daraus leider nichts und somit sind wir alleine Richtung BiH weitergefahren.
In Velika Kladusa warteten wir knapp 2h auf die Einreise nach BiH. Ungeduldig wie ich war, dachte ich nach dem kroatischen Grenzübergang, gut das war’s, jetzt sind wir in BiH. Falsch gedacht, was mir der nächste Grenzbeamte unmissverständlich zu verstehen gab und sich vors Auto stellte und freundlich, aber bestimmend grinste. Hier also nochmal alle Papiere checken lassen müssen und los ging’s.
Aufgrund der neuen Lage, alleine ohne die Burgenländer weiter zu reisen, waren wir erstmal ein wenig planlos hinsichtlich der Reiseroute und entschlossen uns, in der nächstgrößeren Stadt Geld zu wechseln und was zum Essen zu besorgen. Wie so oft kommen beim Essen (in der Ruhe liegt die Kraft) die besten Gedanken und wir entschieden uns, weiter zur Una zu fahren und dort nach einem Platz für die nächsten 2 Tage zu suchen. Ab da konnten wir ja in Ruhe alles weitere planen.
Unterhalb von Kulen Vakuf entlang der Una wurden wir fündig und auch gleich herzlichst von 2 Deutschen (kurz M&Ms) mit ihrem Mercedes LA 911 Rundhauber begrüßt. An sich war der Platz halbwegs voll, da es bereits später Nachmittag war. Aber beide baten ihren Nachbarn, ein wenig zurückzusetzen, taten das Gleiche und somit hatten wir auch genug Platz. Wir haben uns recht schnell angefreundet und alle zusammen Abend gegessen.
Der darauffolgende Tag war unter dem Punkt „Ruhe“ zu sehen. Unsere Nachbarn (M&Ms) brachen zu einer Mountainbike Tour auf (viel Spaß bei der Temperatur dachte ich mir nur) und wir verbrachten den Tag am Platz. Am Spätnachmittag hörte ich dann ein weiteres Stück Altmetall den Weg zum Platz runterkommen. Und siehe da, ein ganz alter, umgebauter Unimog. Kurzer Ratsch, Kinder haben miteinander gespielt und alles war gut.
Am nächsten Tag machten wir eine kleine Wanderung zu den Wasserfällen. Den Tipp hatten wir von den M&Ms bekommen, die das Umland bereits mit Mountainbike und Kajak erkundet hatten. Mir ist schon auf der Anreise der sehr schöne Flusslauf der Una aufgefallen. Völlig unberührte Natur, ganz wenig Touristen trotz Hochsaison und sehr schöne Wasserfälle. Zurück spätnachmittags am Platz hatte es sich irgendwie rumgesprochen, dass ich Mechaniker sei (die M&Ms haben gepetzt) und der andere Unimogfahrer kam zu mir mit einem Problem am Fahrzeug. Das haben wir dann alle gemeinsam gelöst und danach gab’s 10 Minuten fußläufig ein kleines Fischrestaurant mit fangfrischen Forellen zum Abendessen.
Morgens beschlossen wir, mit den Unimogfahrern weiter zu reisen, da diese Richtung Süden wollten und die M&Ms bereits auf der Rückreise waren, leider. Wäre schön gewesen, gemeinsam weiterzufahren.
Uns führte der Weg hoch in die Berge zu einem abgelegenen Bergsee. Tags drauf machte die andere Familie gemeinsam mit meiner Tochter eine kleine Wanderung. Ich blieb am Auto – schließlich gibt es als Ausrede immer was am Unimog zu machen.
Am nächsten Morgen ging es weiter auf der Hochebene durch eine beeindruckende Dolinenlandschaft in Richtung unseres Ziels, den Wildpferden. Unterwegs versperrte uns noch ein umgestürzter Baum die Weiterfahrt und musste mit Hilfe eines Bergegurtes beiseite gezogen werden. Abends angekommen trauten wir unseren Augen nicht. Zuerst war es ganz ruhig und nach und nach kamen aus allen Richtungen ca. 100 Wildpferde von den letzten Höhenmetern herunter. Wir standen inmitten ihres Nachtplatzes – wohlgemerkt unbewusst. Genauso wie wir, schauten die Pferde ein wenig irritiert drein. Die Aufregung legte sich allerdings schnell und am nächsten Morgen wurden die Pferde so zutraulich, dass wir fast um unser Frühstück bangen mussten.
Hier trennten sich auch unsere Wege und die andere Familie fuhr weiter. Wir wollten noch einen Ruhetag einlegen, bevor es langsam wieder Richtung Tal und Einkaufsmöglichkeit ging. Wasser und Kühlschrank wurden allmählich leer.
Wir fuhren nach Livno, wo wir die Wassertanks auffüllten und auf einem Wochenmarkt alles Notwendige kauften. Weiter ging es zum Busko Jezero. Auf dem Weg dorthin ließ mich mein Orientierungssinn und zugleich mein GPS im Stich. Die Landkarte war zwar in Papierform wie immer dabei, der Maßstab zum Pisten-Navigieren allerdings zu grob. Prompt standen wir auf einer Hühnerfarm – Sackgasse. Aber auch hier wurden wir wie immer und überall sehr freundlich empfangen und mit Händen und Füßen erklärte man uns die richtige Richtung.
Abends angekommen machten uns beim Abendessen gefühlt 100.000 Fliegen das Leben schwer. Nicht weil sie stachen, sondern weil sie einfach überall waren. Überall? Ja, nachdem wir die Rollos vergessen hatten, auch im Auto. Nach ca. 30 Minuten war ein Großteil erlegt, wir müde und ab ging’s ins Bett.
Da der Platz nicht so schön war beschlossen wir tags drauf, zum Ramsko Jezero weiterzufahren. Für mich persönlich neben den Wildpferden und den Wasserfällen das Highlight schlechthin. Dieser See strahlt so eine Ruhe mit den vielen kleinen Inseln aus und lädt zum Verweilen ein.
Auch hier legten wir wieder einen Ruhetag ein bevor wir Richtung Sarajevo aufbrachen, um in Visoko die Pyramiden zu besuchen. Leider ging der Plan nicht ganz auf, da es touristisch völlig überlaufen war und bei 38 Grad ich unseren Hund nicht im Auto einsperren wollte. Außerdem konnte eine Pyramide nicht besichtigt werden was uns dazu veranlasste, wieder einen ruhigen Tag einzulegen – gegen den Willen meiner Tochter.
Langsam mussten wir uns auf den Rückweg machen, da die Zeit zu Ende ging. Wir fuhren nochmal unseren Startpunkt unterhalb von Kulen Vakuf inklusive Forellenessen an, bevor es dann endgültig Richtung Heimat mit Zwischenstopp im Mölltal ging.
Insgesamt war es ein wunderschöner und spannender Urlaub. BiH ist derart interessant, weitläufig, naturbelassen und wunderschön. Die Menschen dort waren immer sehr herzlich und zuvorkommend, was man von den Nachbarländern nicht mehr wirklich behaupten kann.
Wir werden mit den M&Ms in 2025 ziemlich sicher noch den Süden Bosniens machen.